Da Santiago von deutschen Airlines (Condor) nicht angeflogen wird, war die Fahrt von Holguin nach Santiago (ca. 180km) ein erster Test unserer Erwartungen.
Die Strasse nach Santiago war in einem erstaunlich guten Zustand, so dass es an der angezeigten Geschwindigkeit von zeitweise 120 km/h keinen Zweifel gab.
Die Geschwindigkeit, die der Straßenbelag zuließ, wurde jedoch durch das Verkehrsaufkommen zunichte gemacht.
Nun darf man nicht glauben, dass das Verkehrsaufkommen mit jenem deutscher Autobahnen zu vergleichen gewesen wäre, aber Pferdefuhrwerke, Fahrradtaxis und LKWs reduzierten die Durchschnittsgeschwindigkeit drastisch.
Dies war allgemein gültig, wie wir bei den weiteren Transfers feststellen durften.
Auch wenn wir an diesem ersten Tag in einem recht komfortablen, weil nahezu neuen Fahrzeug saßen, so war unser Fahrzeug doch eher die Ausnahme im Gros der motorisierten Verkehrsteilnehmer.
Neben alten Modellen aus der Fahrzeugfabrikation der ehemaligen Sowjetunion (Lada und Moskwitsch) und Motorrädern ostdeutscher und tschechischer Produktion (MZ/Jawa), kamen uns genau jene Fahrzeuge vor Augen, für die Kuba hinlänglich bekannt ist.
Straßenkreuzer der 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts quälten sich ebenfalls über das Land. Deren äußerer Zustand war zum Teil drastisch vom Zahn der Zeit gezeichnet.
Auch ließ sich der Verdacht nicht widerlegen, dass das originale Triebwerk mittlerweile durch einen Schiffsdiesel ersetzt wurden war - die ausgestoßenen Abgase erinnerten in ihrer Menge und Farbe stark an verbranntes Schweröl!
Einfach mal innehalten und tief durchatmen ist also keine so gute Idee.
Erst in den Städten bekamen wir Oldtimer zu Gesicht, welche in einem tadellosen Zustand erschienen - äußerlich jedenfalls.
Während der Bustransfers (Santiago - Camagüey [Ka-Ma-Weih]/Trinidad - Cienfuegos) haben wir recht wenig vom Straßenverkehr mitbekommen. Mal abgesehen, dass es auf der Strecke hinter Trinidad einen Abschnitt zu passieren galt, auf welchem es von Krabben nur so wimmelte.
Ein Ausweichen war nicht möglich, so dass jedes Fahrzeug die vorhandene Population drastisch reduzierte.
Es blieb zu hoffen, dass diese Tiere die Straße nur zeitlich begrenzt queren mussten.
In Deutschland hätte man bereits Tunnel erbaut oder fleißige Tierschützer hätten ihren Urlaub dazu genutzt, um jedes einzelne Tier sicher über die Straße zu bringen.
Das motorisierte Fahrzeug, der natürliche Feind des Krustentiers!
Die zahlreichen Geier hat es mit Sicherheit gefreut!
Ohne eigenem Fahrzeug waren wir auf das örtliche Transportwesen angewiesen.
Das sind in den Städten oft Fahrradrikschas oder eben stolze Autobesitzer, die ihre Dienste oft als Schwarztaxi anbieten.
In Santiago haben wir uns auf diese Fahrten eingelassen.
Im Lada waren im Innenraum nur noch jene Teile vorhanden, die für eine Autofahrt unabdinglich gewesen sind, also Lenkrad und die entsprechenden Pedale. Die Armaturen waren zwar ebenfalls noch eingebaut, aber außer Funktion. Platz nehmen konnten wir ebenfalls noch. Da die Funktion der Innenverkleidung grundsätzlich überschätzt wird und nur zur Erhöhung des Leergewichts beiträgt, hatte man diese, wahrscheinlich Stück für Stück, entfernt.
Auf der Rückfahrt saßen wir in einem Moskwitsch, dessen Bodenblech den Blick auf den Straßenbelag zuließ. Ein deutscher TÜV-Beauftragter fällt in Kuba mit Sicherheit in eine Sinnkrise!!
Die offiziellen Taxis in klassischem Gelb sind in einem weitaus besseren Zustand, aber natürlich von gewohntem Standard weit entfernt.
Die Überlandtransporte werden durch recht modernen Busse chinesischen Fabrikats übernommen. Dabei gilt diese Aussage aber nur für Transporte, auf touristischen Routen.
Für Transporte der kubanischen Bevölkerung in weniger touristische Gebiete werden auch mal schnell modifizierte LKWs genutzt.
Aber das unterscheidet Kuba nicht von anderen armen Ländern dieser Erde.
Die Autobahn A1 von Cienfuegos nach Havanna ist komplett mit drei (!) Spuren ausgelegt. Natürlich nicht wegen eines stark erhöhten Verkehrsaufkommens, obwohl hier auch zahlreiche Touristen mit dem Mietwagen unterwegs sind.
Keine Vorstellung, von welchem mobilen Ideen man damals ausgegangen ist, aber diese drei Spuren sind gerechtfertigt - heute wahrscheinlich mehr denn je.
Augen auf im Straßenverkehr! - gilt natürlich auch auf Kuba; vorrausschauende Fahrweise ist zwingend notwendig, wird hier aber eher durch den Fahrbahnbelag diktiert.
Wenn man das berücksichtigt, sind auch Geschwindigkeiten im dreistelligen Bereich möglich - abrupte Kurskorrekturen müssen dann aber in Kauf genommen werden.
Aber es gibt auch erstaunlich positives zu berichten. In Cienfuegos und auch in Havanna fielen diverse Motorroller durch ausgesprochen geräuscharme Fahrweise auf - es waren Elektro-Roller. Unsere Überraschung darüber ist sicherlich nachvollziehbar!
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