Natürlich sind die Kubaner voller Hoffnung, dass sich das Land öffnen wird.
Privates Handwerk, private Restaurants sind auch erste Zeichen, aber es steht die Frage, ob sich der Prozess der Annäherung zu den USA nach dem Ende der Obama-Ära fortsetzt oder nicht.
In Russland gab es auch erste Veränderungen erst, als jemand (Gorbatschow) an der Spitze des Landes stand, der Lenin definitiv nicht mehr persönlich erlebt haben konnte. So wird es wohl auch in Kuba werden.
Und natürlich steht die Frage, ob sich der Prozess nicht womöglich umkehrt, mit Trump an der Spitze.
Dieser könnte wiederum das Potential des Landes ausnutzen, um einen schnellen Dollar zu machen. In der Position ist er und Konflikte zwischen Amt und persönlichem Interesse scheinen keine Hindernisse zu sein.
Eile, Kuba in seiner Einzigartigkeit noch zu erleben, scheint aus meiner Sicht unangebracht.
Dieser Meinung scheinen mittlerweile auch ausreichend Deutsche zu sein. Die Rücksprache mit meinem favorisierten Reisebüro hat zumindest erbracht, das viele verschiedene Anbieter ihre aufgestocktes Programm für 2017 bereits schon wieder etwas eingedampft haben.
Die Hoffnung der Kubaner in dieser Richtung scheint jedoch ungebrochen und zeigt sich an jeder Ecke (US-Symbole) - übrigens ein Statement, was vor nicht allzu langer unmöglich gewesen ist.
Neben den Transporten von Ort zu Ort mittels Fernbussen und Privattransfers war es uns auch wichtig, dass wir nicht in irgendwelchen staatlichen Hotels übernachten.
Die Situation der Bevölkerung Kubas ändert sich seit geraumer Zeit und dazu gehört auch die Förderung privaten Unternehmertums.
So gibt es mittlerweile private Restaurants und eben auch private Unterkünfte.
Da wir aber nicht wissen konnten, in welchem Verhältnis die angebotenen Quartiere zum Touristenaufkommen stehen, haben wir unsere Unterkünfte vom selben Reisebüro buchen lassen, welches auch die Transfers organisiert hat.
Und eines war uns somit auch gewiss, dass ein Teil unserer Reisekasse auch dort ankommt, wo es gebraucht wird - bei der Bevölkerung.
Auf uns gestellt und ohne nennenswerten Kenntnissen der spanischen Sprache, gingen wir so auf Nummer sicher und es hat auch alles wunderbar geklappt.
In Santiago (Casa Susanna), Trinidad (Hostal Ida) und Cienfuegos (Casa Ana Maria) durften wir die Gastfreundschaft in so genannten ,Casa Particular' genießen.
Die Gastgeber waren durchweg freundlich und die Unterkünfte sauber und Frühstück war in der gebuchten Leistung mit eingeschlossen.
Gut - für die Unterkunft in Cienfuegos hatten wir lediglich eine Reservierung, die wir zwei Tage vor Anreise bestätigen mussten.
Diese Unterkunft war auch vor Ort zu bezahlen. 45 Euro für ein Doppelzimmer mit Frühstück wäre für Deutschland recht moderat, für Kuba ist es ein recht stolzer Betrag, der da zu zahlen war.
Die Wirtin war überhaupt eine sehr geschäftstüchtige Frau. Und so ließen wir uns von ihr an einem Abend bekochen und uns von ihrem Mann chauffieren. Auch bot sie uns einen Transport zum Strand an, was wir aber leider ausschlagen mussten.
Auch in der Unterkunft in Trinidad will man uns Abends im Hause halten und bietet uns eine warme Mahlzeit an.
Das Frühstück war immer ausreichend und beinhaltete immer Kaffee, Milch (Milchpulver), Butter, Käse, Wurst, Saft und Rührei oder Omlett.
In Santiago wurden wir jeden morgen mit einem anderen frischgepressten leckeren Saft überrascht.
Für das Abendbrot in den Quartieren Trinidad und Cienfuegos wurden etwa 10 Euro pro Person fällig. Dafür gab es aber auch eine leckere Vorsuppe und reichliche Portionen - von uns bevorzugt: das Huhn.
Interessanterweise spielt Fisch eine erstaunlich untergeordnete Rolle in der Ernährung der Inselbewohner - zumindest wenn man den Ausführungen der Reiselektüre glauben schenkt.
Eine Anekdote besagt, das Fidel Castro öffentlich Fisch verzehrt haben soll, um der Bevölkerung zu demonstrieren, dass es sich dabei nicht nur um Katzenfutter handelt.
In Trindad haben wir auch Fisch probiert, dessen Zubereitung aus unserer Sicht leider schief gegangen ist.
Die Preise in den Restaurants lagen in den meisten Fällen auch bei 10 - 12 Euro pro Portion.
In Cienfuegos sind war am letzten Abend eher zufällig im ' El Campesino' gelandet. Riesige Portion und ausgesprochen lecker - für unschlagbare 6 Euro pro Essen!
Ansonsten sind die Preise für die Getränke nahezu gleich - ob in der Unterkunft, einer Bar oder auch im Hotel - die kleine Büchse Bocanero (lecker einheimisches Bier) kostet zwischen einem und zwei Euro, der Mojito ist fast durchweg für 3 Euro zu bekommen.
Bei diesem, angeblich von Hemingway erfundenem Getränk, scheint der Gewinn am größten zu sein. Auch sind die Touristen sicher eine dankbare Kundschaft, sind doch die Preise in den Heimatländern ungleich höher.
Interessanterweise trinken die Kubaner selbst keine Mixgetränke und man wird das Gefühl nicht los, dass immer ein recht schelmisches Lächeln über das Gesicht huscht, wenn sie es dem potentiellen Kunden anbieten.
Der ein- und dreijährige Rum wird übrigens nur dafür gebrannt, um ihn in die von den Urlaubern so beliebten Mixgetränken zu schütten.
Brauner Zucker kam nirgends zur Anwendung, aber die Kubaner lieben es süß. Wünsche diesbezüglich wurden aber gern berücksichtigt und die Flasche Rum zum Nachschenken gereicht, wenn die erhoffte Stärke der Mixtur zu wünschen übrig ließ!
In Cienfuegos bekam ich gar einen Mojito gereicht, der komplett mit Rum aufgefüllt war. Definitiv zu viel des Guten!
Private Unterkünfte auch vor Ort zu bekommen, scheint kein wirkliches Problem zu sein. An sehr vielen Häusern findet sich das Zeichen für eine 'Casa'.
Und von dem äußeren Zustand des Hauses auf die angebotene Unterkunft zu schließen, ist mit Sicherheit ein Fehler.
Für die jeweiligen Gastgeber ist es ein ziemlich hartes Geschäft, müssen doch bis zu 250 Euro/Monat Lizenzgebühren an den Staat abgeführt werden, sonst verfällt die Erlaubnis zum Führen einer privaten Unterkunft.
Die Gäste entsprechend zu versorgen, ist bei dem bestehenden Lebensmittelangebot eine weitere Herausforderung.
Nach diesen Erfahrungen waren die beiden Hotels in Vinales (Hotel Rancho) und Havanna (Inglaterra) natürlich einfach zu groß und unpersönlich!
Aber vielleicht musste das Reisebüro auch den staatlichen Unterkünften ein paar Gäste zukommen lassen.
Da
Santiago von deutschen Airlines (Condor) nicht angeflogen wird, war die
Fahrt von Holguin nach Santiago (ca. 180km) ein erster Test unserer
Erwartungen.
Die
Strasse nach Santiago war in einem erstaunlich guten Zustand, so dass es an der
angezeigten Geschwindigkeit von zeitweise 120 km/h keinen Zweifel gab.
Die Geschwindigkeit, die der Straßenbelag zuließ, wurde jedoch durch das Verkehrsaufkommen zunichte gemacht.
Nun
darf man nicht glauben, dass das Verkehrsaufkommen mit jenem deutscher Autobahnen zu vergleichen gewesen wäre, aber Pferdefuhrwerke, Fahrradtaxis und LKWs
reduzierten die Durchschnittsgeschwindigkeit drastisch.
Dies war allgemein gültig, wie wir bei den weiteren Transfers feststellen durften.
Auch
wenn wir an diesem ersten Tag in einem recht komfortablen, weil nahezu
neuen Fahrzeug saßen, so war unser Fahrzeug doch eher die Ausnahme im
Gros der motorisierten Verkehrsteilnehmer.
Neben
alten Modellen aus der Fahrzeugfabrikation der ehemaligen Sowjetunion
(Lada und Moskwitsch) und Motorrädern ostdeutscher und tschechischer
Produktion (MZ/Jawa), kamen uns genau jene Fahrzeuge vor Augen, für die
Kuba hinlänglich bekannt ist.
Straßenkreuzer
der 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts quälten sich ebenfalls
über das Land. Deren äußerer Zustand war zum Teil drastisch vom Zahn der
Zeit gezeichnet.
Auch
ließ sich der Verdacht nicht widerlegen, dass das originale Triebwerk
mittlerweile durch einen Schiffsdiesel ersetzt wurden war - die
ausgestoßenen Abgase erinnerten in ihrer Menge und Farbe stark an
verbranntes Schweröl!
Einfach mal innehalten und tief durchatmen ist also keine so gute Idee.
Erst in den Städten bekamen wir Oldtimer zu Gesicht, welche in einem tadellosen Zustand erschienen - äußerlich jedenfalls.
Während
der Bustransfers (Santiago - Camagüey [Ka-Ma-Weih]/Trinidad -
Cienfuegos) haben wir recht wenig vom Straßenverkehr mitbekommen. Mal
abgesehen, dass es auf der Strecke hinter Trinidad einen Abschnitt zu
passieren galt, auf welchem es von Krabben nur so wimmelte.
Ein Ausweichen war nicht möglich, so dass jedes Fahrzeug die vorhandene Population drastisch reduzierte.
Es blieb zu hoffen, dass diese Tiere die Straße nur zeitlich begrenzt queren mussten.
In
Deutschland hätte man bereits Tunnel erbaut oder fleißige Tierschützer
hätten ihren Urlaub dazu genutzt, um jedes einzelne Tier sicher über die
Straße zu bringen.
Das motorisierte Fahrzeug, der natürliche Feind des Krustentiers!
Die zahlreichen Geier hat es mit Sicherheit gefreut!
Ohne eigenem Fahrzeug waren wir auf das örtliche Transportwesen angewiesen.
Das sind in den Städten oft Fahrradrikschas oder eben stolze Autobesitzer, die ihre Dienste oft als Schwarztaxi anbieten.
In Santiago haben wir uns auf diese Fahrten eingelassen.
Im
Lada waren im Innenraum nur noch jene Teile vorhanden, die für eine
Autofahrt unabdinglich gewesen sind, also Lenkrad und die entsprechenden
Pedale. Die Armaturen waren zwar ebenfalls noch eingebaut, aber außer
Funktion. Platz nehmen konnten wir ebenfalls noch. Da die Funktion der
Innenverkleidung grundsätzlich überschätzt wird und nur zur Erhöhung des
Leergewichts beiträgt, hatte man diese, wahrscheinlich Stück für Stück,
entfernt.
Auf
der Rückfahrt saßen wir in einem Moskwitsch, dessen Bodenblech den
Blick auf den Straßenbelag zuließ. Ein deutscher TÜV-Beauftragter fällt
in Kuba mit Sicherheit in eine Sinnkrise!!
Die
offiziellen Taxis in klassischem Gelb sind in einem weitaus besseren
Zustand, aber natürlich von gewohntem Standard weit entfernt.
Die
Überlandtransporte werden durch recht modernen Busse chinesischen
Fabrikats übernommen. Dabei gilt diese Aussage aber nur für Transporte,
auf touristischen Routen.
Für Transporte der kubanischen Bevölkerung in weniger touristische Gebiete werden auch mal schnell modifizierte LKWs genutzt.
Aber das unterscheidet Kuba nicht von anderen armen Ländern dieser Erde.
Die
Autobahn A1 von Cienfuegos nach Havanna ist komplett mit drei (!)
Spuren ausgelegt. Natürlich nicht wegen eines stark erhöhten
Verkehrsaufkommens, obwohl hier auch zahlreiche Touristen mit dem
Mietwagen unterwegs sind.
Keine
Vorstellung, von welchem mobilen Ideen man damals ausgegangen ist, aber
diese drei Spuren sind gerechtfertigt - heute wahrscheinlich mehr denn
je.
Augen
auf im Straßenverkehr! - gilt natürlich auch auf Kuba; vorrausschauende
Fahrweise ist zwingend notwendig, wird hier aber eher durch den
Fahrbahnbelag diktiert.
Wenn
man das berücksichtigt, sind auch Geschwindigkeiten im dreistelligen
Bereich möglich - abrupte Kurskorrekturen müssen dann aber in Kauf
genommen werden.
Aber es gibt auch erstaunlich positives zu berichten. In Cienfuegos und auch in Havanna fielen diverse Motorroller durch ausgesprochen geräuscharme Fahrweise auf - es waren Elektro-Roller. Unsere Überraschung darüber ist sicherlich nachvollziehbar!